Spechte als Fassadenhacker

Im Frühjahr und Herbst laufen die Telefone heiß beim Landesbund für Vogelschutz: Anlass sind Klagen über Spechte, die im Herbst vermehrt Löcher in gedämmte Hausfassaden hacken.

Der Grund: Ihre Höhlen bauen sie normalerweise in morsches Totholz - dieses finden sie aber immer seltener. Der hohle Klang von Wärmedämmverbundsystemen täuscht ihnen eben dieses Totholz vor.

 

Im Herbst werden die Löcher als Schlafhöhlen genutzt. Im Frühjahr wird dann die eine oder andere Höhle im Revier zur Bruthöhle ausgebaut. 

Buntspechte bauen immer mehr Höhlen, als sie selbst benötigen. Das macht sie sehr nützlich für andere Tierarten, die vom Höhlenangebot profitieren: Kleiber, Meisen und andere Vögel, aber auch Eichhörnchen, Siebenschläfer und Fledermäuse.

 

Was können Sie tun?

Verständlicherweise trifft dieses Verhalten auf wenig Begeisterung bei Hausbesitzern und Mietern. Aber wie kann man den Unruhestifter loswerden? Ein wichtiger Punkt vorab: Der Buntspecht ist eine geschützte Vogelart. Abschießen oder Fangen sind verboten; es nützt auch nichts, denn das Revier wird flugs von einem Konkurrenten bezogen, der in gleicher Weise agiert. Was kann man also tun?

 

Spechte gehen ihrem Hackgeschäft gerne in Ruhe nach. Stören Sie ihn also, wo es nur geht: Klatschen, Rufen, laute Geräusche oder wedeln mit Tüchern vertreibt den Specht – zumindest für eine Weile. Es lohnt sich, ihm ein paar Tage lang aufzulauern, so bekommt er denn Eindruck, dieser Teil seines Reviers bietet ihm keine Sicherheit. 

Auch eine Vogelscheuche an Ihren Fassaden hat Wirkung. Sie muss sich artgerecht bewegen, Töne erzeugen und ihren Standort häufig wechseln. In vielen Fällen haben sich einfache Flattervorhänge aus Baustellenabsperrbändern oder CDs bewährt, auch Wimpelleinen oder Lamellenvorhänge erfüllen diesen Zweck.

Wichtig: Wird nur ein kleiner Teil des Hauses behängt, geht der Specht einfach ein Stück weiter. Diese Maßnahmen sollten also großflächig angebracht werden. 

 

Langfristige Methoden: Achten Sie schon beim Bauen auf die Art der Wärmedämmung!

Nach unserem Kenntnisstand werden alle auf dem Markt angebotenen Wärmedämmverbundsysteme behackt – Ausnahme: Systeme mit glatten Platten- oder Klinkerverkleidungen oder aus Ziegelformsteinen mit innenliegender Dämmung. Auf den einen kann sich der Specht nicht festhalten, durch die anderen kommt er nicht hindurch. Leider sind diese Systeme durchweg teurer als die übliche dünne Putzschicht auf Dämmmaterial. Doch wer mit dem Gedanken spielt, sein Haus zu dämmen, sollte sich überlegen, ob sich diese Investition langfristig nicht doch ausbezahlt.

 

Möglich ist es auch, sein Haus durch eine Fassadenbegrünung zu schützen. Spechte halten sich nicht in dichtem Gebüsch oder dicht gewachsenen Wandbegrünungen auf.

Doch aufgepasst: Selbstkletterer wie Wilder Wein und Efeu dürfen nicht verwendet werden! Sie klettern mit Haftwurzeln an der Fassade hoch, und das Gewicht kann die dünne Putzschicht von der Wärmedämmung lösen. Lassen Sie von einer Fachfirma ein dicht gespanntes Ranksystem aus Drahtseilen, Latten oder Edelstahlgittern am Haus anbringen.

Eine dichte Wandbegrünung bietet übrigens auch vielen anderen Gartenvögeln einen Brutplatz.

 

Hier finden Sie eine Broschüre rund um das Thema "Spechte als Fassadenhacker".