Das Fledermaus-Jahr im Schnelldurchlauf

Was machen Fledermäuse eigentlich das ganze Jahr über??

Eine Antwort auf diese Frage gibt der folgende Artikel, der die wichtigsten Phasen innerhalb eines Fledermaus-Jahres zusammenfasst.

 

 

 

Viel Spaß beim Lesen!

Der Fledermaus-Frühling

Flügel einer Weissrandfledermaus. Bild: Wolfgang Lorenz (LBV Bildarchiv)
Flügel einer Weissrandfledermaus. Bild: Wolfgang Lorenz (LBV Bildarchiv)

 

 

Im Frühling erwachen die Fledermäuse aus ihrem Winterschlaf, etwa im Februar oder März. Sie wandern dann von ihren Winterquartieren zurück in die Sommerquartiere. Die Quartiere, die während der Wanderung genutzt werden, heißen Zwischenquartiere.
Nach dem Winterschlaf müssen die Tiere nun schnell und viel fressen – schließlich haben sie den ganzen Winter nur von ihren Vorräten gezehrt. Ihre Nahrung fangen die Fledermäuse im Flug. Auf dem Speiseplan unserer einheimischen Arten stehen z.B.:

  • Insekten (z.B. Mücken, Fliegen, Nachtfalter oder Käfer)
  • Spinnen
  • Tausendfüßer und andere Gliedertiere.

 

 

 

 

 

Keine unserer heimischen Fledermäuse trinkt Blut - das tun nur 3 Arten aus Südamerika. Bedenkt man, dass es weltweit über 1200 Fledermausarten gibt, stellen die Vampirfledermäuse jedoch eine Minderheit dar. Etwa weitere 30% aller Fledermausarten lebt vegetarisch, diese Arten fressen ausschließlich Früchte. Auch bei den Früchtefressern handelt es sich jedoch sämtlich um nicht-einheimische Arten.

 

 

Fledermäuse gehören zu den Säugetieren, wie wir Menschen. Die Fledertiere, zu denen neben den Fledermäusen auch die Flughunde gehören, bilden jedoch die einzige Gruppe der Säugetiere, die aktiv fliegen kann. Im Gegensatz dazu sind Flughörnchen, Flugbeutler oder Riesengleiter nur zum passiven Gleiten in der Luft fähig. Die Fledermausflügel bestehen dabei nur aus einer dünnen Flughaut, die über die Armknochen und die stark verlängerten Fingerknochen gespannt ist. Man spricht bei Fledermäusen daher auch vom „Fliegen mit den Händen“.

Der Fledermaus-Sommer

Wochenstube des Großen Mausohr. Bild: Christian Söder (LBV Bildarchiv)
Wochenstube des Großen Mausohr. Bild: Christian Söder (LBV Bildarchiv)

 

Haben die Fledermäuse ihre Sommerquartiere erreicht, sammeln sich die Weibchen in sogenannten Wochenstuben. Das sind Zusammenschlüsse von 10 bis 100, teils aber auch über 1000 Weibchen, die gemeinsam ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Die Jungen kommen etwa im Juni zur Welt, sind bei der Geburt nackt und blind und werden dann sechs bis acht Wochen lange gesäugt. Dafür brauchen die Weibchen sehr viel Energie, weshalb sie während dieser Zeit noch erfolgreicher bei der Jagd sein müssen. Meist bekommt eine Fledermaus nur ein einzelnes Junge pro Jahr, selten sind es Zwillinge. Wenn die Fledermaus-Weibchen nachts zum Jagen nach draußen fliegen, lassen sie ihre Jungen in den Wochenstuben zurück, kehren jedoch mehrmals pro Nacht zurück, um die Jungen zu säugen. Mitte Juli bis Ende August sind die Jungen flügge und gehen selbstständig jagen. Die Fledermaus-Männchen haben mit der Jungenaufzucht nichts zu tun, sie leben den Sommer über separat von den Weibchen.

Der Fledermaus-Herbst

Quartier des Braunen Langohrs. Bild: Christian Söder (LBV Bildarchiv)
Quartier des Braunen Langohrs. Bild: Christian Söder (LBV Bildarchiv)

 

 

Im Herbst passieren zwei wichtige Dinge des Fledermausjahres. Zum einen müssen sich die Fledermäuse einen Winterspeck anfressen, damit sie den nahenden Winter überdauern können, und in ihre Winterquartiere zurückwandern. Zum anderen paaren sich die Fledermäuse im Herbst. Die Paarungen finden ab Mitte Juli/Ende August statt, sobald die Jungtiere selbstständig sind, und dauert dann bis in den Herbst. Die Weibchen fliegen zur Paarung in die Sommerquartiere der Männchen. Die Weibchen werden zwar im Herbst schon begattet, trotzdem werden sie erst im Frühjahr trächtig. Das ist möglich, weil die Spermien während des Winterschlafes über mehrere Monate im Uterus des Weibchens gespeichert und am Leben erhalten werden. Erst im Frühjahr kommt es dann zur eigentlichen Befruchtung und die Tragezeit beginnt.

Der Fledermaus-Winter

Winterschlafendes Braunes Langohr. Bild: Hans-Joachim Fünfstück (LBV Bildarchiv)
Winterschlafendes Braunes Langohr. Bild: Hans-Joachim Fünfstück (LBV Bildarchiv)

 

 

Die Fledermäuse machen etwa von November bis Februar Winterschlaf in ihren Winterquartieren, in die sie im Herbst (ca. September bis Oktober) zurückgewandert sind. Die Wanderdistanz zwischen Sommer- und Winterquartier beträgt bei einigen Arten (einfach!) hunderte bis über 1000 Kilometer. Den Winterschlaf machen die Tiere nicht primär deshalb, weil es so kalt ist, sondern weil sie während der kalten Jahreszeit nicht genügend Futter finden würden, um zu überleben. Darum legen winterschlafende Tiere im Herbst eine Reserve (Winterspeck) an, von der sie den Winter über zehren können. Der Körper eines winterschlafenden Tieres läuft auf Sparflamme: die Körpertemperatur sinkt auf wenige Grad über Null und Atmung und Herzschlag werden stark verlangsamt. So kann der Energieverbrauch des Körpers stark reduziert werden, sodass der Winterspeck als Energiereserve über den Winter genügt.

Winterquartiere müssen frost- und zugluftfrei, aber trotzdem gleichbleibend kühl und nicht zu trocken sein, da die Fledermaus während des Winters sonst zu viel Wasser verliert. Geeignete Quartiere sind alte Stollen, Bierkeller oder Gewölbe (mit Einflugloch) oder natürliche Höhlen und tiefere Felsspalten.


Fledermäuse sollten während des Winterschlafes nie geweckt werden! Werden winterschlafende Tiere gestört, z.B. durch Lärm oder Kamerablitze von Wanderern, erschrecken sie und versuchen evtl. sogar zu flüchten. Für diese körperliche Aktivität müssen kurzzeitig Energiereserven mobilisiert werden, die den Fledermäusen dann am Ende des Winters eventuell fehlen, sodass die Tiere im schlimmsten Fall verhungern. Natürlicherweise wachen Fledermäuse zwar gelegentlich auch aus dem Winterschlaf auf, um z.B. zu trinken oder ihren Platz zu wechseln. Dies geschieht aber langsam, sodass der Energieverbrauch dafür viel geringer ist als im Falle einer Störung.

Viele der genannten Informationen wurden aus folgenden Quellen bezogen:

  • Buch „Die Fledermäuse Europas. Kennen, bestimmen, schützen“, Dietz und Kiefer, Franckh-Kosmos-Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2014
  • Buch „Fledermäuse. Beobachten, erkennen und schützen“, Klaus Richarz, Franckh-Kosmos-Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2015
  • Fledermausborschüre „Fledermäuse. Lebensweise, Arten und Schutz“ des Bayerischen Landesamt für Umwelt, Ellwanger Druck und Verlag GmbH, 2008