5 erste Schritte zum Naturnahen Garten

Es klingt simpel und das ist es auch: vielen Tieren kann schon geholfen werden, wenn der Garten etwas "unordentlich" strukturiert ist. Ein perfekt getrimmter Rasen, Beete mit offen liegender Erde ohne ein einziges Kräutlein oder Staudenbeete, die direkt nach dem Abblühen der Pflanzen sofort kahl geschnitten werden, sehen zwar akkurat gepflegt aus, haben aber wenig mit Natürlichkeit zu tun. Um einen naturnahen Garten zu gestalten, kann man sich als Hilfe immer die entsprechenden Abläufe in der Natur vorstellen und versuchen, diese nachzuahmen.
Hier ein paar Beispiele:

• Herbstlaub: Laub muss nicht abgeräumt werden, sondern kann im Herbst auch einfach auf den Beeten liegen bleiben. Liegendes Herbstlaub bietet im nachfolgenden Winter Unterschlupf und Frostschutz für Tiere und Pflanzen. Außerdem werden dem Boden über verrottendes Laub organische Nährstoffe zugeführt, sodass sich ein gesunder, humoser und fruchtbarer Boden bilden kann.
  
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• Verblühte Stauden: Auch sie können erstmal stehen gelassen werden, da sie Nahrungsquellen, Verstecke und Niststrukturen für Tiere bieten. So bedienen sich verschiedene Vögel gerne an stehen gelassenen Samenständen, Insekten halten sich auf den Stängeln auf und verschiedene Wildbienenarten nagen sich ihre Nester in senkrecht stehende, markhaltige Stängel. Daher sollte man Stauden erst im kommenden Frühjahr, etwa Anfang April zurückschneiden.
  
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• Totholz: Solange ein abgestorbener Baum oder einzelne tote Äste keine Gefahr darstellen, sollte er immer stehen gelassen werden. Totholz speichert Wasser, bietet Nistmöglichkeit für Käfer, Bienen, Vögel und andere, ist Lebensraum für eine Vielzahl von Pilzen, gibt während des Verottungsprozesses langsam Nährstoffe an die Umgebung ab und ist Sonnenbank für Eidechsen, Schmetterlinge, Libellen und Bienen. Zwei hübsche Möglichkeiten zur Verwendung von Schnittgut als Totholz im Garten finden Sie hier.
  
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• Ungemähter Rasen: Ein perfekt getrimmter Rasen macht nicht nur viel Arbeit, sondern ist auch kein wertvolles Element im Naturgarten. Viel mehr kann man den Rasen ruhig wachsen lassen und nur Sprösslinge von Gehölzen etc. entfernen. Einmal im Jahr (z.B. im Spätsommer) zu mähen reicht, um eine Verbuschung zu unterbinden. Das Mähgut sollte dann von der Fläche abtransportiert werden, so werden ihr überschüssige Nährstoffe entzogen und eine artenreiche Wiese mit Blütepflanzen kann entstehen. Diese ist auch weniger anfällig gegen Hitzestress im Hochsommer und bietet Versteckmöglichkeiten und Futterpflanzen.
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Unkräuter sind bei vielen Gärtnern unbeliebt und werden oft unter stundenlanger, eintöniger Arbeit aus den Beeten entfernt, um die Beete "ordentlich" zu halten. Kaum sind ist man mit allen Beeten fertig, wachsen die Unkräuter aber auch schon wieder nach. Wer erst einmal versteht, was Unkräuter sind, muss durch richtig angewandte Maßnahmen nie wieder Unkrautjäten und tut gleichzeitig etwas Gutes für den Boden und seine Planzen.

Was ist Unkraut?
Die meisten Pflanzenarten, die von Gärtnern zu den "Unkräutern" gezählt werden, gehören zu den sogenannten Pionierpflanzen. Das sind Pflanzen, die sich darauf spezialisiert haben, neu entstandene, leere Bodenfläche noch vor allen anderen Pflanzenarten zu besiedeln. Darin sind sie wahre Meister: meist haben sie sehr kurze Vermehrungszyklen, ihre Samen werden durch Wind oder durch Tiere über weite Strecken verbreitet und sie kommen auch mit extremen Bedingungen wie starker Trockenheit oder starker Besonnung zurecht. Pionierpflanzen sind eigentlich ein genialer Schachzug der Natur: ohne diese Pflanzengruppe würden offene Bodenstellen (z.B. nach Hangrutschen) sehr lange offen liegen bleiben. Direkte Sonneneinstrahlung schadet jedoch den Bodenorganismen, zusammen mit Wind- und Wassererosion würde die wertvolle Humusschicht schnell verloren gehen. Pionierpflanzen decken den Boden ab, schützen so die Bodenorganismen vor Sonne und Austrocknung und helfen, den Boden gegen Erosion zu sichern.
Da Pionierpflanzen alias "Unkräuter" auf offene Bodenstellen spezialisiert sind, gibt es eine ganz einfache und nachhaltige Alternative zum ständigen Unkräut-Jäten: Beetflächen Mulchen!!

Mulch hat gleich mehrere Vorteile:

• Er schützt den Boden vor Austrocknung, man muss also auch weniger Gießen.
• Er schützt den Boden vor Lichteinfall (schädlich für Bodenorganismen) und fördert dadurch die Bodengesundheit.
• Er wird langsam zu Humus abgebaut und sorgt so für einen beständigen Nährstoffnachschub.
• Er unterdrückt das Wachstum von Pionierpflanzen (alias Unkräuter), da der Boden nicht offen liegt.
• Er bietet Lebensraum für viele bodenlebenden Kleintiere, die ihrerseits wieder Nahrung für größere Tiere darstellen.

Als Mulch können ganz verschiedene Materialien verwendet werden wie z.B.:

• getrockneter Rasenschnitt (frischer Rasenschnitt nur in dünnen Lagen, da er sonst im Inneren zu verfaulen beginnt!)
• gehäckseltes Schnittgut von Hecken und Sträuchern
• Hackschnitzel oder gehäckseltes Elefantengras
• Lein- und Hanfstreu
• Stroh oder Heu
• Laub

Die Mulchschicht sollte mindestens 10 cm hoch sein, sie kann aber auch gerne 20 cm betragen. Da das Material mit der Zeit verrottet, muss die Mulchschicht bei Bedarf nachgebessert werden.

Falls sehr holzreiches Material (= viel Kohlenstoff) verwendet wird, sollte z.B. mit Pferdeäpfeln oder Brennnesseljauche (= viel Stickstoff) zugedüngt werden.
Grund: Bis der Zersetzungsprozess richtig in Fahrt kommt, haben die Pflanzen im Beet sonst zu wenig Stickstoff zur Verfügung.

Es erscheint nur all zu einfach, unerwünschte Besucher auf den Pflanzen wie Läuse oder Pflanzenkrankheiten wie Pilze mit der chemischen Keule zu beseitigen. Dieses Vorgehen schadet jedoch nicht nur der Natur (auch Nützlinge können Schaden nehmen!!). Auch sich selbst tut der Gärtner damit langfristig keinen Gefallen, weil sich durch die ständigen Eingriffe nie ein natürliches Gleichgewicht im Garten herstellen kann. Um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, sollte man mit der Natur arbeiten, anstatt gegen sie.
Mit präventiven Maßnahmen kann man ein natürliches Gleichgewicht im Garten erreichen und eine Art "Gesundheitsvorsorge" betreiben, sodass die Pflanzen erst gar nicht krank werden:

• Eigenen Kompost herstellen und diesen regelmäßig in den Beeten ausbringen: so werden die Pflanzen mit allen nötigen Nährstoffen versorgt und bleiben stark vital.
• Gesteinsmehle sträuen: so wird der Boden mit Mineralien versorgt und das Bodenleben angeregt. Dies fördert die Mobilisierung von weiteren Nährstoffen.
• Obstbäume fachgerecht schneiden: es lohnt sich, einen Obstschnittkurs zu besuchen. Gerade Pilzkrankheiten können durch einen naturnahen Schnitt vermieden oder verringert werden.
• In Mischkulturen pflanzen: Pflanzen profitieren von Mischkultur, da der Boden nicht einseitig beansprucht wird und sich Schädlinge nicht so schnell ausbreiten können. Noch ein Vorteil: da verschiedenen Pflanzen nicht um die gleichen Nährstoffe konkurieren, können Pflanzen verschiedener Arten enger zusammen gesetzt werden, als die gleicher Arten (vorausgesetzt, sie bekommen abhängig von ihrer Wuchshöhe noch genug Licht!!).
• Fruchtfolgen beachten: wenn Beete jedes Jahr mit anderen Pflanzen bepflanzt werden, schützt dies den Boden noch einmal mehr vor dem Auslaugen. Diese Rotation kann beliebig komplex gestaltet werden. Wr vor komplexen Fruchtfolgen zurückschreckt, kann sich für den Anfang auch an einer sehr leichten Einteilung in die drei Gruppen Wurzelgemüse, Blattgemüse und Fruchtgemüse versuchen.

Befolgt der Gärtner diese präventiven Maßnahmen, sollte sich bereits eine deutliche Verbesserung bzgl. unerwünschter Besucher und Pflanzenkrankheiten einstellen. Falls all dies jedoch immer noch nichts hilft, kann man statt chemischen Pestiziden auch selbst natürliche und besser naturverträgliche Mittel herstellen.
Mehr dazu im Teil Eigene Dünger und Gesundmacher herstellen.

Möchte man sein Gemüse von Fressfeinden schützen, braucht man keine chemische Unterstützung. Es gibt viele Helfer in der Natur, die man zu sich in den Garten einladen kann. Hier ein paar Anregungen:

• Vogelnistkästen aufhängen: viele Vögel ernähren sich und ihre Jungen von Insekten, darunter auch "Schädlinge" wie Blattläuse, Raupen oder Fliegen.
• Mit Stroh gefüllte Blumentöpfe aufhängen: sie werden während der warmen Monate gerne von Ohrenkneifern als Versteck genutzt. Diese fressen z.B. Blattläuse oder Spinnmilben. Achtung: Der Topf muss Kontakt zum Baumstamm oder einem Ast haben, damit die Ohrenkneifer hineinklettern können!
• Insekteneier nicht sofort zerstören: falls auf den Pflanzen Insekteneier gefunden werden, sollte man zuerst versuchen, herauszufinden, um welche Art es sich handelt. Ansonsten besteht die Gefahr, die Eier von Nützlings-Arten zu entfernen!
• Nisthilfen für Bestäuber-Insekten bauen: wie man ganz einfach eine Nisthilfe für Mauerbienen bauen kann, erfahren Sie hier.

Falls man etwas mehr Platz hat, bietet sich auch die Anlage einer Blühfläche für Insekten an. Dies geht meistens schnell und bietet den Insekten und ihren Larven wertvollen Nistraum und Nahrungsressourcen.
Man benötigt dazu:

• eine Schaufel oder eine Spaten
• Evtl. Sand oder feinen Kies
• eine Saatgutmischung mit einheimischen Pflanzenarten.

So wird's gemacht:

• Zunächst wird die oberste Bodenschicht von Pflanzen befreit und etwas gelockert.
• Falls es sich um einen sehr nährstoffreichen Boden handelt, kann die Erde mit Sand oder feinem Kies gestreckt werden (viele Wildpflanzen bevorzugen nährstoffärmere Böden).
• Nun wird die Saatgutmischung gleichmäßig über die Fläche verteilt und festgedrückt (bei großen Flächen geht das gut mit einem Brett, das auf die Fläche gelegt und belaufen wird).

Fertig!
Die Samen müssen nicht unbedingt angegossen werden, sie keimen dann, sobald die natürlichen Bedingungen passend für sie sind. Falls man jedoch mit dem Angießen einmal begonnen hat, muss auch konsequent weitergegossen werden, bis die Pflanzen groß genug sind!

Zum Wachsen und um gesund zu bleiben, brauchen Pflanzen die richtigen und genügend Nährstoffe. Im naturnahen Garten sollte auf mineralische Kunstdünger verzichtet werden. Es gibt glücklicherweise viele Möglichkeiten, Kunstdünger durch selbst hergstellte, naturverträglichere Dünger und Gesundmacher für die Pflanzen zu ersetzen. Im WordWideWeb gibt es viele Anregungen, woraus und wofür naturverträgliche Dünger und Gesundmacher hergestellt werden können. Nachfolgend sollen deshalb nur einzelne Abhilfen zu häufigen Problemen im Gemüsegarten genannt werden - Nährstoffmangel, Blattlausbefall und Pilzkrankheiten:

• Eigenen Kompost herstellen und diesen regelmäßig in den Beeten ausbringen: so werden die Pflanzen mit allen nötigen Nährstoffen versorgt und bleiben stark und vital. Kompost kann gleichermaßen zur Prävention von Nährstoffmängeln als auch zum routinemäßigen Nachdüngen der Beete verwendet werden.
• Jauchen als Flüssigdünger herstellen: Jauchen sind im Prinzip in Wasser vergorene Pflanzen, durch die Vergärung lösen sich enthaltene Nährstoffe im Wasser. Zur Herstellung werden z.B. Brennnesselruten gesammelt, kleingeschnitten und dicht in einen Kübel geschichtet. Alles wird mit Wasser übergossen und an einem warmen Ort (gerne in der prallen Sonne) stehen gelassen, ein bis zweimal am Tag sollte der Kübelinhalt umgerührt werden. Nach ein bis zwei Tagen setzt der Gärprozess ein, erkennbar an der Blasenbildung im Kübel. Die Jauche ist fertig, wenn keine Blasen mehr aufsteigen. Dies dauert abhängig von der Umgebungstemperatur 4 Tage bis etwa 2 Wochen. Der Klassiker, die Brennnesseljauche, wird meist 1:10 mit Wasser verdünnt als flüssiger Stickstoffdünger an die Wurzeln der Pflanzen gegossen. Der Vorteil von Jauchen ist, dass die Nährstoffe durch die flüssige Form sehr schnell von den Pflanzen aufgenommen werden können. Neben Brennnesseln können viele verschiedene Pflanzen (sogar gejätetes Unkraut!) zur Jaucheherstellung verwendet werden - verschiedene Anleitungen finden sich wie Sand am Meer im WordWideWeb.
• Brennnessel-Auszug gegen Blattläuse: Der Brennnesselauszug wird genauso angesetzt wie die Jauche, er sollte allerdings nur 12 bis 24 Stunden ziehen. Danach wird der Auszug durch ein Sieb gegossen und unverdünnt auf Blattlaus-befallene Pflanzen gespitzt. Der Auszug ist schädlich für Blättläuse, weil sich das Nesselgift aus den Brennhaaren im Wasser löst.
• Ackerschachtelhalm-Sud gegen Pilzkrankheiten: Ackerschachtelhalm enthält viel Kieselsäure, diese stärkt die Zellwände von Pflanzen, was wiederum das Eindringen von Pilzen erschwert. Letztendlich ist dieser Sud als Hilfe zur Selbshilfe für Pflanzen gegen Pilzbefall. Zur Herstellung werden 10-15 Gramm getrocketes oder 100-150 Gramm frisches Kraut in 1 Liter Wasser aufgekocht, 24 abgedeckt stehen gelassen und nochmals aufgekocht. Nun wird das Kraut abgesiebt und der Sud zur Anwendung 1:5 mit Wasser verdünnt. Der Sud kann zur Stärkung präventiv oder bei den ersten Anzeichen von Pilzbefall an die Wurzeln gegossen und/oder auf die Blätter der Pflanze gesprüht werden. Die Anwendung sollte regelmäßig wiederholt werden.