Enten auf dem Balkon

Foto: J. Dobrez
Foto: J. Dobrez

Standortwahl für das Nest

Hat sich eine Ente für einen Nistplatz am Gebäude entschieden, kann man meist nichts mehr dagegen tun. Nur zu Beginn der Nistplatzsuche kann man das Tier durch gezieltes Stören davon abhalten, im Balkonkasten zu brüten. Ab Mitte März bis Ende Juli brütet ein Stockentenweibchen. Ein Gelege kann 7-11 Eier umfassen, wobei das Weibchen täglich ein Ei legt. Da die Jungen zur selben Zeit schlüpfen müssen, brütet das Weibchen aber erst, wenn das Gelege vollständig ist.

Wanderung ans Gewässer

Sind die Jungenten geschlüpft und getrocknet, sollten sie so schnell wie möglich an ein größeres Gewässer gelangen. Junge Stockenten sind Nestflüchter, suchen sich also von Anfang an selbständig ihre Nahrung. Die Mutter macht sie auf Gefahren aufmerksam und hudert die Küken. Dazu wandert die Mutter mit den Jungen schon innerhalb von 6-12 Stunden nach dem Schlupf an das nächste Gewässer, wo sie ausreichend Insekten finden.

Das Bereitstellen von Futter und Wasser ist also keine geeignete Maßnahme, um die Küken zu versorgen.

Probleme im städtischen Bereich

Brütet die Ente auf dem Balkon oder auf Gebäuden mit Brüstungen, kann der Weg hinunter durch Hindernisse versperrt sein und die Jungen können nicht hinab gelangen. Kleine Hindernisse können die Küken mit einem schräg angebrachten Brett überwinden. Ist dies nicht möglich, sollte man die Küken einsammeln und in einem Korb abseilen. Dies ist besonders wichtig, damit die Mutter den Kontakt zu den Jungen nicht verliert. Diese beiden Methoden sind aber nur dort sinnvoll, wo auf dem Weg zum Gewässer keine Hindernisse, wie z. B. stark befahrene Strassen, den Weg versperren.

 

Sind auf dem Weg zum nächsten Gewässer Hindernisse wie Straßen, Hinterhöfe oder Baugruben zu finden, sollte man die Tiere unverzüglich zu einem geeigneten Gewässer bringen. Dazu eignen sich große Gewässer mit naturnahem Ufer, auf dem sich im Idealfall schon weitere Enten aufhalten. Gut bewachsene Ufer mit Schilf oder Gehölzen bieten den Küken Deckung und Nahrung. Kleine Gartenweiher sind nicht geeignet, die Entenfamilie würde bald abwandern.

Entenmarsch ans Gewässer. Foto: J. Dobrez
Entenmarsch ans Gewässer. Foto: J. Dobrez

Der Entenfamilie ans Gewässer helfen

Die beste Tageszeit ist der Vormittag, damit sich die Enten noch an die neue Umgebung gewöhnen können. Idealerweise erfolgt der Transport kurz nach dem Schlupf der Jungtiere. Als erstes gilt es die Mutter einzufangen. Umsichtige Balkonbesitzer haben schon zuvor die Ente an den Menschen gewöhnt, indem sie sich regelmäßig in der Nähe des Nestes aufgehalten haben. Jetzt gilt es, sich der Ente soweit möglich zu nähern und dann mit einem beherzten Griff die Ente zu packen. Auch ein Handtuch oder ein Netz, über die Ente geworfen, helfen, das Tier zu fangen. Eine Ente hält man am besten mit beiden Händen um den Körper und fixiert dabei die FlügelVorsicht mit dem Schnabel, auch Enten können beißen! Sie verletzen mit ihrem Schnabel zwar selten die Haut, aber es können schmerzhafte blaue Flecke entstehen. 

Man steckt die Mutter am besten in eine gut verschließbare Kartonschachtel, damit das Tier unterwegs nicht entkommen kann.

Einen zweiten Versuch gibt es allerdings nicht! Wenn die Aktion misslingt und die Mutter nicht mehr zu den Küken zurückkehrt, müssen diese in eine Pflegestation gebracht werden. 

 

Jetzt müssen noch die Jungen eingefangen werden, was weniger Mühe bereitet. Man sollte darauf achten, dass kein Junges vergessen wird und setzt alle zusammen in eine weitere Schachtel.

 

Am Gewässer angekommen sucht man sich eine Stelle mit flachem Ufer und lässt zuerst die Küken frei. Bitte nicht im Wasser aussetzen, sondern an Land. Das Gefieder der Küken ist noch nicht Wasser abstoßend, im tiefen Wasser besteht die Gefahr, dass die Tiere ertrinken. Sind die Jungen am Ufer freigelassen worden, entfernt man sich ein paar Meter und wartet mit der Freilassung der Mutter, bis die Jungen anfangen zu piepsen. Durch diese Rufe erkennt die Mutterente ihre Jungen und hält Kontakt zu ihnen. Jetzt lässt man die Mutter frei. Sie kann zuerst wegfliegen, kehrt aber meist zurück, sobald man sich weiter von den Küken entfernt hat.

Am Gewässer findet die Familie schnell wieder zusammen und die Jungen erkunden die Umgebung. Sie fangen auch bald an zu fressen, zuerst Insektenlarven und später Grünpflanzen. Mit acht Wochen sind die Jungen dann voll flugfähig. 

Im richtigen Element angelangt. Foto: J. Dobrez
Im richtigen Element angelangt. Foto: J. Dobrez